So vielfältig wie die Stadt selbst sind auch Hamburgs Theater und die Werke, die hier auf die Bühne gebracht werden. Das breit gefächerte Live-Programm bietet für jeden Besucher die passende Unterhaltung. Hier finden Sie eine Übersicht über die beliebtesten Theater in Hamburg.
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Deutsches Schauspielhaus
Das Deutsche Schauspielhaus gilt als größtes Sprechtheater Deutschlands. Es bietet Platz für 1.200 Zuschauer und befindet sich im Hamburger Stadtteil St. Georg. Im Jahr 1899 begann die Aktiengesellschaft Deutsches Schauspielhaus gemeinsam mit einer Privatinitiative von Bürgern der Hansestadt mit der Planung. Das neobarocke Gebäude wurde nach den Entwürfen des Wiener Architekturbüros Fellner und Helmer gebaut – in Anlehnung an das Wiener Volkstheater. 1900 wurde das Deutsche Schauspielhaus mit Johann Wolfgang von Goethes Stück Iphigenie auf Tauris eingeweiht. Hamburgs Theatergeschichte wurde entscheidend durch das Deutsche Schauspielhaus geprägt und bis heute zählt es zu den führenden Theatern Deutschlands. Intendantin ist seit der Spielzeit 2013/2014 Karin Beier.
Neben dem klassischen Repertoire finden sich auch neue Formen des Theaters sowie Musik, Tanz, bildende Kunst, Wissenschaft und die Verbindung von Dokumentation mit Fiktion im Programm wieder.
Thalia Theater
Im Großen Haus in der Hamburger Altstadt befindet sich das Thalia Theater. Es wurde 1843 von Chérie Maurice gegründet. Da die Stadt Hamburg ihm die Aufführung ernster Stücke zum Schutz des Stadttheaters verbot, benannte er das Theater in Hamburg nach der griechischen Muse der komischen Dichtung und Unterhaltungskunst: Thalia.
Zunächst befand sich die Spielstätte gegenüber des heutigen Standorts. Aufgrund des Erfolges wurde 1912 ein größeres Theater mit 1.300 Plätzen am heutigen Gerhart-Hauptmann-Platz gebaut und eröffnet. Nachdem dieses im zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört wurde, ist es Ende der fünfziger Jahre restauriert und 1960 mit Shaws Stück Die heilige Johanna wiedereröffnet worden. Diverse Intendanten verlagerten das zunächst eher bürgerliche Image in eine modernere Richtung.
Seit 2009 ist Joachim Lux künstlerischer Leiter des Thalia Theaters. Besonders am Herzen liegt ihm die Verständigung zwischen Kulturen und Religionen. Dies spiegelt sich auch in dem seit 2010 jährlich zwischen Januar und Februar ausgerichteten interkulturellen Festivals Um alles in der Welt – Lessingtage wider.
Das Thalia Theater in Hamburg zählt zu den künstlerisch erfolgreichsten staatlichen Sprechtheatern in Deutschland. Auf dem Spielplan stehen Uraufführungen sowie klassische und internationale Projekte. Ein Treffpunkt für Schauspieler, Mitarbeiter und Theaterfans bietet die Theaterbar Nachtasyl, die sich unter dem Dach des Theaters befindet.
Ohnsorg Theater
1902 gründete Richard Ohnsorg die Theatervereinigung Dramatische Gesellschaft Hamburg, welche ein paar Jahre später in Gesellschaft für dramatische Kunst umbenannt wurde. Den Vorsitz sowie die künstlerische Leitung des Vereins übernahm er allerdings erst 1910. Nachdem zuvor hochdeutsche Stücke auf dem Programm standen, verfolgte er nun das Ziel, vornehmlich plattdeutsche Werke auf die Bühne zu bringen. Sein Plan war erfolgreich und so wurde der Verein 1920 in Niederdeutsche Bühne Hamburg e. V. umbenannt. Bis heute fördert das Ohnsorg-Theater besonders die Aufrechterhaltung der niederdeutschen Sprache.
Nachdem die Theateraufführungen zunächst auf diversen Bühnen stattfanden, wurde 1936 das ehemalige Kleine Lustspielhaus in den Großen Bleichen bezogen, welches 1946 den Namen Richard-Ohnsorg-Theater erhielt. Nach 75 Jahren zog das Theater schließlich in seine neue Spielstätte im Bieberhaus am Heidi-Kabel-Platz. Dieses bietet neben 414 Plätze außerdem eine verbesserte Sicht und Akustik.
Zahlreiche Übertragungen im Hörfunk und Fernsehen sowie Stars wie Heidi Kabel oder Henry Vahl machten das Ohnsorg Theater in Hamburg national bekannt. Lustspiele, Schwänke, Komödien, aber auch Musicals und Operetten stehen auf dem abwechslungsreichen Spielplan. Intendant des Hauses ist seit 1995 Christian Seeler.
Neue Flora
Von 1988 bis 1990 wurde die Neue Flora nach den Entwürfen der Architekten Uwe Köhnholdt und Konstantin Kleffel erbaut. Der Bau des Gebäudes war umstritten: Nach dem Musicalerfolg von Andrew Lloyd Webbers Cats im Operettenhaus stellte die Stadt den Produzenten das Floratheater im Schanzenviertel zur Verfügung. Hier sollte Das Phantom der Oper auf die Bühne gebracht werden. Gegen dieses Vorhaben formierte sich militanter Widerstand und 1989 wurde das Gebäude von Autonomen besetzt. Parallel wurde bereits der Standort in der Stresemannstraße diskutiert. Der Bau war jedoch auch hier problematisch; Anwohner klagten erfolglos gegen das Vorhaben. 3.500 Polizisten und 1.000 Demonstranten waren Teil der Eröffnung im Juni 1990. Heute zählt die Neue Flora zu den Wahrzeichen Hamburgs und mit 1.850 Plätzen zu Deutschlands größten Theatern.
Hansa-Theater
Am Steindamm in Hamburg befindet sich das Hansa-Theater. 1893 kaufte Brauereibesitzer Paul Wilhelm Grell den Hansa-Concert-Saal in St. Georg und ließ ihn zu einem Varieté-Theater umbauen, das er 1894 eröffnete. Durch die Verpflichtung internationaler Starts erlangte das Varieté schnell große Berühmtheit. 1943 wurde das Gebäude während eines Luftangriffs zerstört. Kurt Grell, der das Theater 1924 von seinem Vater übernahm, baute es wieder auf und einige Jahre später in eine Showbühne mit integriertem Restaurant um. Nach seinem Tod 1967 führte seine Frau die Spielstätte weiter. In den sechziger Jahren verblieb es als einziges klassisches Varieté-Theater in der Bundesrepublik. Nachdem es ab 1994 jährlich Verluste machte, wurde das Hansa-Theater Ende 2001 schließlich geschlossen. Auf Initiative der Leiter des St. Pauli-Theaters wurde im Januar 2009 der Betrieb wieder aufgenommen. Seither gibt es im Hansa-Theater von Oktober bis Februar wieder ein modernes und abwechslungsreiches Unterhaltungskonzept aus bestem Varieté zu sehen.
Stage Operettenhaus
Das Stage Operettenhaus am Spielbudenplatz wurde 1841 als Circus Gymnasticus eröffnet und 1864 in Central-Halle umbenannt. Das Gebäude brannte 1876 nieder, wurde jedoch nach bereits einem Jahr wieder eröffnet. Nachdem es 1920 in Operettenhaus Hamburg und 2007 in TUI-Operettenhaus umbenannt wurde, erhielt es 2014 seinen heutigen Namen. Zu den bekannten aufgeführten Musicals zählen Cats, Mamma Mia! oder Rocky.
Die Theater im Hafen und an der Elbe
Das Theater im Hafen Hamburg befindet sich seit 1994 auf der Elbinsel Steinwerder. Nachdem es zunächst Buddy Musicaltheater hieß, in dem das gleichnamige Stück zu sehen war, wurde es 2001 durch Stage Entertainment übernommen und komplett umgebaut. Seither bietet es 2030 Plätze und ist den Ansprüchen des berühmten Musicals Der König der Löwen angepasst worden, das hier seit 2001 erfolgreich aufgeführt wird.
Neben dem Theater im Hafen Hamburg befindet sich das Theater an der Elbe, dessen Bauarbeiten 2011 begannen. 1.850 Sitzplätze bietet das Spielhaus, in dem von 2014-2017 das Wunder von Bern aufgeführt wurde. Die Panoramafront des lichtdurchfluteten Foyers bietet einen atemberaubenden Blick auf Hamburgs Wahrzeichen, die Elbe und die Landungsbrücken. Seit Januar 2017 spielt hier das Musical Ich war noch niemals in New York.
Beide Theater sind über eine Fähre von den Landungsbrücken aus zu erreichen.
Schmidt Theater, Schmidts Tivoli und Schmidtchen
Jahrelang tourten Corny Littmann und Ernie Reinhardt (alias Lilo Wanders) gemeinsam mit ihrer Theatertruppe Familie Schmidt durch Deutschland, bis sie 1988 entschieden, in St. Pauli eine feste Spielstätte zu errichten. Am 8.8.88 um 8.08 Uhr wurde das Schmidt Theater in Hamburg eröffnet. Ein Verzehrtheater mit zeitgemäßem und unkonventionellen Bühnenprogramm aus Musik, Theater und Comedy sollte es sein. Bis heute prägen diese Charakteristika den Stil des Theaters. Nachdem das baufällige Gebäude 2004 abgerissen wurden musste, feierte das Theater am 8.8.2005 die Wiedereröffnung und bietet seitdem mit 420 Plätze fast doppelt so vielen Besuchern Platz.
Das Schmidts Tivoli bietet 620 Plätze und befindet sich neben dem Schmidt Theater. Corny Littmann und Norbert Aust übernahmen 1991 das Gebäude, das 1870 gebaut wurde und ursprünglich ein Biergarten war. Nachdem sich anschließend zunächst das Tivoli Concerthaus und danach ein Amüsier-Tempel namens Zillertal in dem Haus befand, finden nun seit 1991 selbst produzierte, deutschsprachige Musicals auf dem Programm.
Besonders das Musical Heiße Ecke hat sich seit seiner Uraufführung 2003 zum Dauerhit entwickelt und gilt als das erfolgreichste deutschsprachige Musical.
Seit dem 6.6.2015 gibt es eine weitere Schmidt Bühne auf der Reeperbahn: das Schmidtchen. Im Klubhaus St. Pauli soll es vornehmlich Newcomern und jungen Künstlern eine Plattform bieten.
Ernst Deutsch Theater
Um ein Forum für zeitgenössische Dramatik und Nachwuchsförderung zu schaffen, gründeten Friedrich Schütter und Wolfgang Borchert 1951 das Junge Theater in Hamburg. Nach verschiedenen Stationen in den Großen Bleichen, der Neuen Rabenstraße und der Marschnerstraße ist das Theater seit 1964 am Friedrich-Schütter-Platz an der Mundsburg Zuhause, wo es Platz für 744 Zuschauer bietet. 1973 wurde es in Ernst Deutsch Theater umbenannt, um den Schauspieler sowie seinen Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit am Leben zu erhalten. Bis heute stehen gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen und Nachwuchsförderung auf dem Programm. Nachdem Friedrich Schütter 1995 verstarb übernahm seine Ehefrau Isabella Vértes-Schütter die Intendanz von Deutschlands größtem privatgeführten Theater.
Mehr! Theater am Großmarkt
Das Mehr! Theater am Großmarkt wurde im März 2015 in der 1962 erbauten Großmarkthalle eröffnet. Es bietet Platz für bis zu 3.500 Besucher und ist damit das größte Theater in Hamburg. Das multifunktionale Gastspielhaus bietet neben Theater, Musical- und Tanzproduktionen auch Konzerte und Ausstellungen. Tour-Musicals wie We Will Rock You oder Dirty Dancing waren bereits im Mehr! Theater am Großmarkt zu Gast, Stars wie Roger Cicero, Iggy Pop, Paul Kalkbrenner standen auf der Bühne. Im Sommer 2017 wird das Musical Billy Elliot im englischsprachigen Original zu sehen sein – erstmals im deutschsprachigen Raum.
Altonaer Theater
Im Altonaer Theater in Hamburg wird Literatur auf die Bühne gebracht. 1783 wurde „zur Muße der Bürger“ ein Schauspielhaus in der Palmaille eröffnet, in dem Komödien und Dramen stattfanden. Nach dem Krieg eröffnete das Theater 1876 in der Königstraße und konzentrierte sich mehr und mehr auf zeitgenössische Werke – damals noch eine große Ausnahme. 1943 wurde das Gebäude durch Bombenangriffe zerstört und befindet sich seit 1954 im ehemaligen Haus der Jugend in der Museumstraße. 1994 musste das Theater aufgrund finanzieller Nöte schließen, wurde jedoch ein Jahr später von Axel Schneider und Dietrich Wersich wiedereröffnet. Ihnen ist es gelungen, einen abwechslungsreichen Spielplan auf die Beine zu stellen, der Besucher aus allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten anzieht.