Mit dem Ring Barock bringt die NDR Radiophilharmonie die Stadt Hannover in der kommenden Saison erneut zum Klingen. In vier Konzerten erleben Sie die Musik ausgewiesener Spezialisten der Barock-Epoche. Aus Tradition lädt die NDR Radiophilharmonie wieder ein Gastorchester zur Unterstützung ein: Sie dürfen sich im April 2016 auf die Hannoversche Hofkapelle freuen. In dieser Saison ist es so, dass nur das dritte und das vierte Konzert traditionell im festlichen Galeriegebäude von Schloss Herrenhausen stattfinden. Die ersten beiden werden ausnahmsweise im Großen Sendesaal des NDR Landfunkhauses Niedersachsen ausgetragen. Erfahren Sie in unserem Artikel alles über den Schauplatz in Herrenhausen Hannover und über die Konzertreihe im Ring Barock an sich. Wir informieren Sie detailliert über die jeweiligen musikalischen Inhalte und zeigen Ihnen, wo Sie sich Tickets sichern können.
Herrenhausen bietet barocke Gartenpracht
Die Besucher des Ring Barock kommen nicht nur in den Genuss barocker Musik, sondern dürfen sich auch an der umfassenden Schönheit der Location erfreuen. Der Aufführungsort, das Galeriegebäude von Schloss Herrenhausen, und seine Umgebung locken jährlich eine Vielzahl an Besuchern aus aller Welt an. Ein Besuch des Großen Schlossgartens ist in den Eintrittskarten mit inbegriffen und ein absolutes Muss für alle Barockfans!
Im Jahre 1638 ließ Herzog Georg von Calenberg bei Höringehusen einen Garten zur Versorgung des hannoverschen Hofes anlegen. Heute ist das ehemalige Dorf unter dem Namen Herrenhausen als Stadtteil Hannovers weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Der einstige Gemüsegarten ist nun ein wahres Schmuckstück und hat sich über die Jahrhundertwende kaum verändert. Der circa 50 Hektar große Barockgarten ist einer der wenigen Gärten europaweit, der im Stil barocker französischer Gartenkunst erhalten geblieben ist – ein Zeugnis seiner Zeit. Die umschlossene Gartenfläche stellt das Kernzentrum der Herrenhäuser Gärten dar, zu denen auch der Berggarten, der Georgengarten und der Welfengarten gehören. Wir machen mit Ihnen eine kleine Tour durch den berühmten Garten und geben Ihnen einen kleinen Vorgeschmack auf die Attraktionen, die Sie bei dort erwarten.
Unterwegs im Großen Garten von Herrenhausen
Unsere erste Attraktion ist das Schloss Herrenhausen (1). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zerbombt und später bis auf die Freitreppe und die Große Kaskade komplett zerstört. Die Lücke blieb bis 2013 bestehen, erst dann schloss man den Wiederaufbau ab. Als Vorlage für den Neubau nutze man die Originalpläne des hannoverschen Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves. Dieser hatte das Schloss um 1820 herum als Sommersitz für die Welfenfamilie im klassizistischen Stil umgestaltet. Von außen betrachtet ist der Neubau ein Ebenbild des ursprünglichen Gebäudes, von dessen Inneren werden Sie jedoch überrascht sein. Denn dort finden Sie ein modernes Konferenzzentrum mit Tagungsräumen, einem Festsaal und einem großen Auditorium vor. Besuchen Sie auch das Museum im Ost- und Westflügel. Dort erinnert eine auf 900 m² eingerichtete Dauerausstellung an die alte Geschichte des Schlosses. Nehmen Sie ein Stück kulturelles Wissen mit nach Hause und erkunden Sie die Historie der Herrenhäuser Gärten und deren Entwicklung bis in die heutige Zeit. Zudem präsentiert Ihnen das Museum zahlreiche Ausstellungsstücke zu der Hochzeit der Welfen im 17. und 18. Jahrhundert.
Nicht weit entfernt befinden sich die Orangerie und das Galeriegebäude (2). Das Galeriegebäude wurde zwischen 1694 und 1698 von Brand Westermann nach Entwürfen des Baumeisters Johann Peter Wachter gebaut. Dank der Anregungen von Kurfürstin Sophie entstand ein Gebäude, das noch heute für diverse Zwecke genutzt werden kann. Der vorgesehene Orangeriesaal sollte nicht nur der Überwinterung der Pflanzen dienen, sondern gleichzeitig seine Verwendung als Festsaal finden. Die geplanten pavillonartigen Flügel sollten auch zum Wohnen genutzt werden können. Wenn Sie die Galerie betreten, wird Ihnen sicherlich die aufwendige Gestaltung der Innenräume auffallen: Fresken verkleiden die Wände und verschlungene Bandstuckaturen sowie riesige Bandornamente schmücken die Decke. Schon seit vielen Jahren kehrt die NDR Radiophilharmonie im festlichen Saal ein, und bringt Hannover-Herrenhausen im Zuge des Ring Barock zum Klingen. Der Bestand an Orangenbäumen wuchs so schnell, dass das Galeriegebäude im Jahr 1720 nicht mehr genug Platz für die Überwinterung bot. Deshalb baute man in den Folgejahren die Orangerie nach Entwurf von Johann Christian Boehme. Seine klassizistische Fassade erhielt der Fachwerkbau jedoch erst 1819 von Hofbaumeister Laves. Bis 1969 diente das Gebäude noch der Überwinterung von Kübelpflanzen, heute finden dort jedoch Veranstaltungen aller Art statt.
Nun schauen wir uns endlich die Pracht barocker Gartenkunst an. Als erstes machen wir Halt am repräsentativen Orangenparterre (3). Ein mit Hecken und Toren umrahmter Garten, der mit Buchsbaumornamenten und Zitrushochstämmen in Terrakotten dekoriert ist. Seinen Namen verdankt das Parterre den zahlreichen Orangenbäumen, die hier jedes Jahr im Sommer aufgestellt werden.
Weiter befinden wir uns im sogenannten Festsaal im Freien. Das Große Parterre (4) hat eine Fläche von unglaublichen 31.ooo m² – größer als vier Fußballfelder. Hier sehen Sie acht rechteckigen Beete, die an den Ecken mit insgesamt 32 weiß gestrichenen Sandsteinplastiken verziert sind. Diese stellen die vier damals bekannten Erdteile und Gottheiten griechischer Mythologie sowie Allegorien dar.
Im Jahre 1937 fügte man den achteckigen, von einem breiten Kiesweg umgebenden Irrgarten (5) in den Großen Garten ein. Von dem Kiesweg gehen insgesamt vier kleine Boskette ab. Boskette sind Gruppen von beschnittenen Büschen und Bäumen, die besonders typisch für Gärten der Renaissance und des Barock sind. Der Irrweg selbst ist von Hainbuchenhecken umschlossen. Finden Sie den kürzesten Weg zum Mittelpunkt der Anlage? Obwohl die Hecken insgesamt 500 Meter lang sind, beträgt der kürzeste Weg nur 15 Meter. In der Mitte erwartet Sie ein hübscher Holztempel, der früher als Vogelhaus diente.
Wir statten dem Gartentheater (6) einen Besuch ab. Zwischen 1689 und 1692 wurde das Heckentheater unter der Leitung von Brand Westermann gebaut. Die 62 x 58 Meter große, rechteckige Fläche der Bühne steigt nach hinten an und erzeugt somit eine perspektivische Wirkung. Der Zuschauerraum bietet Platz für knapp 1.000 Menschen. Vergoldete Bleifiguren und Taxuspyramiden säumen rechts und links den breiten Weg zum historischen Boskett-Theater. Die Hainbuchenhecken fungieren hier gleichzeitig als Kulisse und Umkleidekabine. An der Rückfront können Sie die Kleine Kaskade sehen. Der künstlich angelegte Wasserfall in Form von Stufen rundet die Kulisse des Theaters ab und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Boskett-Gärten waren früher sehr beliebt für heimliche Rendezvous. Denn die geometrisch geschnittenen Büsche und Bäume erzeugen lange schattige Gänge mit vielen kleinen Nischen und verwinkelten, abgegrenzten Räumen. Die acht Sondergärten (7) in Herrenhausen sind nach verschiedenen Themen gestaltet. Entdecken Sie die Vielfalt der Gartenkunst. Können Sie die einzelnen Themen in den Gärten wiederfinden?
Das Sophiedenkmal (8) ist zu Ehren der Kurfürstin von Hannover aufgestellt worden. Sie stehen hier an der Stelle, an der am 8. Juni 1714 ein Schlaganfall das ansehnliche Leben von Sophie beendete. Es erinnert an die Leidenschaft, mit der sie sich um die Entwicklung des Großen Garten gekümmert hat. Dabei orientierte sich Sophie stark an den niederländischen Barockgärten, die sie in ihrer Jugendzeit kennen lernte. Durch ihr Zutun vervierfachte sich der Garten in Herrenhausen bis zu ihrem Tod – nach eigener Aussage war dieser von ihr geschaffene Garten ihr Leben.
Zuletzt kommen wir zu einer der Hauptattraktionen im Großen Garten von Herrenhausen: die Große Fontäne (9). Bereits um 1700 erbaut, strömte hier jedoch erst 1721 das erste Mal Wasser heraus. Grund dafür waren Probleme mit der Wasserzufuhr. Durch ständige Verbesserung der Technik kann das Wasser heute bei Windstille eine Höhe von 72 Metern erreichen kann – und das mit einer Geschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde. Durch den hohlen Wasserstrahl werden stündlich nur rund 500 Kubikmeter Wasser in die Höhe gespritzt. Eine sehr imposante Fontäne, die viele Besucher beindruckt und staunend verweilen lässt.
Die 4 Konzerte des Ring Barock 2016
Eröffnungskonzert mit Jan Willem de Vriend
Am 4. Dezember 2016 um 18 Uhr eröffnet die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Jan Willem de Vriend, Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Netherlands Symphony Orchestra, den Ring Barock im Großen Sendesaal des NDR Landesfunkhaus Niedersachsen. Die Werke berühmter Persönlichkeiten kreieren passend zur Vorweihnachtszeit eine besinnliche Atmosphäre. Sie können sich freuen auf Corellis feierliches Weihnachtskonzert oder Telemans berühmte Alster-Ouvertüre, die anlässlich eines Hamburger Volksfestes komponiert worden ist. Für die Epoche des Barocks typisch herrscht hier ein wildes Durcheinander verschiedener musikalischer Eindrücke: musizierende Schäfer, Nymphen und Bauern dazu sämtliche Tiergeräusche von Fröschen, Krähen und Schwänen sowie die Glocken der Hansestadt. Doch auch die Solisten aus den Reihen der NDR Radiophilharmonie kommen zum Einsatz. Sie spielen zwei Doppelkonzerte mit eindrucksvoller Kombination je eines Blas- und Streichinstruments: Händels Concerto grosso op. 3 Nr. 2 für Flöte, Violine und Streicher sowie das e-Moll-Konzert für Violoncello, Fagott und Streicher von Antonio Vivaldi.
Ring Barock geht in die zweite Runde
Von Tag zu Tag steigt unsere Vorfreude auf den 18. März 2016. Sie dürfen sich auf die Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach unter der Leitung des Chefdirigenten Andrew Manze freuen. Bach schildert in seiner berühmten Matthäus-Passion die Leidensgeschichte Jesu, wie sie auch im 26. und 27. Kapitel des Matthäus-Evangelium geschrieben steht. Je nach Interpretation variiert die Dauer der Aufführung zwischen 3 und 4 Stunden. Für die komplexe Darstellung hat das Orchester der NDR Radiophilharmonie zur Unterstützung den NDR Chor, den Knabenchor Hannover und sechs internationale Solisten eingeladen. Das anspruchsvolle Werk stellt die Musiker vor eine große Herausforderung, nicht umsonst trägt die Matthäus-Passion auch den Titel „größtes und heiligstes Werk des größten Tondichters“. Wir sind sehr gespannt auf die musikalische Umsetzung!
Erstes Konzert in Herrenhausen
Schauplatzwechsel! Am 8. April 2016 um 18 Uhr bringt der Ring Barock zum ersten Mal in dieser Saison das festliche Galeriegebäude von Schloss Herrenhausen zum Glühen. Unterstützung bekommt die NDR Radiophilharmonie vom Gastorchester der Hannoverschen Hofkapelle. Unter Leitung von Anne Röhrig werden unter anderem Werke von Teleman, Purcell und Locatelli präsentiert. Anne Röhrig ist nicht nur künstlerische Leiterin der Hofkapelle und Konzertmeisterin des Barockorchesters Das Kleine Konzert, sondern auch Gründungsmitglied von Musica Alta Ripa.
Abschlusskonzert mit Barock-Spezialist Bernard Labadie
Unter der Leitung des Barock-Spezialisten Bernard Labadie findet am 3. Juni 2016 ebenfalls um 18 Uhr das Abschlusskonzert des Ring Barock statt. Gespielt werden die Coronation Anthems – übersetzt Kröungshymnen – von Georg Friedrich Händel. Händels Kunstwerk setzt sich aus vier Einzelstücken zusammen, die zunächst separat entstanden und später zu einem Gesamtwerk zusammengefasst worden sind. Der britische König Georg II. beauftragte Händel im Jahre 1727 dieses Hymnen für seine Krönungszeremonie zu komponiere, wobei der Begriff Hymne in die Irre führt und weder der textlichen/musikalischen Gestalt noch der kirchlichen Zweck gerecht wird.